Wie ihr wisst, haben Helge und ich, bevor wir losgezogen sind unsere Wohnung in Münster aufgelöst. Und zwar so richtig. Bis auf zwei Kartons Erinnerungen und meine Nähmaschine haben wir alle Möbel und Einrichtungsgegenstände, die nicht auf Reisen mitdurften verkauft, verschenkt, weggeschmissen. Weil wir wussten, dass es nervig wird, haben wir uns für diese Transformation sechs Monate Zeit gelassen. Trotzdem wurde es am Ende eng. Man sammelt so viel an.
Von viel zu wenig zu viel
Jetzt haben wir das gleiche Szenario umgekehrt. Unsere Mühle hat 170 qm, – das sind 164 qm mehr als unsere Gurke. Netterweise haben uns die Vorbesitzer einige Möbel und auch die meisten Lampen da gelassen.

Wie wir versuchen, Plastikmüll zu vermeiden
Für fast alles andere gibt es Ebay Kleinanzeigen. Vorab: Früher habe ich Ikea geliebt. Die Kataloge füllten die Sehnsuchtslücken, die sich aufgetan hatten, nachdem Spielzeugbroschüren uninteressant geworden waren. Und auch jetzt wäre es extrem praktisch gewesen, einmal mit nem Transporter hin zu Ikea und beherzt mit zwei Armen Kram in den Einkaufswagen schaufeln.
Doch vor allem Helge aka. Sparfuchs war total dagegen. „Es ist total viel Plastikmüll. Es muss alles neu hergestellt werden. Die Qualität der Möbel ist nur bis zum nächsten Trend ausgelegt. Und ich hasse es, Möbel aufzubauen.“
Okay, wir sind Ebay Kleinanzeigen-Ultras
Und so wurde – wie schon beim Sachenloswerden – Ebay Kleinanzeigen die letzten Wochen unser ständiger Begleiter. Außerdem kamen wir so in der Gegend rum, lernten ein paar Leute kennen und frönten mal wieder unserem Lieblingshobby Randomness.
Die Töpfe: Verkauft von einer Mutter, deren Tochter sie aus Angst vor Zollkontrollen nicht mit zum Job in die Schweiz genommen hatte. Die Waschmaschine: Aussortiert aus einer Ferienhaussiedlung. Die Stehlampen: von einer Familie mit Bayern München- Fahne und –Garagenmalerei am Tag nach dem Championsleague-Sieg abgeholt. Der Couchtisch: von einer Künstlerin selbst gemacht aus einem uralten Dachbalken. Teppich, Bilderrahmen, Besteck, Hängesessel, Drucker – ihr ahnt es.

Helges Bürozeug wollten wir eigentlich in Zülpich bei einem Laden für gebrauchte Büromöbel kaufen. Als wir vor Ort waren, traf uns jedoch fast der Schlag: Gebrauchte (!) Lampen fingen dort bei 70 Euro an (und endeten bei über 300), alles war dreckig, oft kaputt und stank nach Rauch. Frustriert suchte Helge spontan bei Ebay Kleinanzeigen – und fand Schreibtisch, Bürostuhl, Rollkommode und Kommode in schön für 120 Euro bei einer netten zülpicher Familie. Merke: Es macht Sinn, in verschiedenen Regionen zu suchen, auch wenn man nur zu Besuch ist.
Upcycling statt Neukaufen
Ewig suchten wir nach einer Fernsehkommode (nachher hätte es aus Verzweiflung sogar eine Neue sein können) die uns beiden gefällt. Als wir immer noch nichts Gescheites fanden, entschieden wir uns spontan für eine geschenkte 60er-Jahre Frisierkommode, die ich abschmirgelte und anmalte. Voilà. (Hier habe ich das übrigens gelernt.)
In Euskirchen hätten wir fast spontan einen Kleinwagen über Kleinanzeigen gekauft, bei einer Dame, die uns günstig Spaten, Heugabel und Rechen verkaufte. Sie, gebürtige Perserin, verkaufte ihr Haus mit Nebengebäuden, nachdem sie eigentlich in den USA ein neues Leben anfangen wollte. Corona kam dazwischen, nun zieht sie zu ihrem Sohn nach Berlin.
Unsere Couch ist ein Foto-Model
Unser Bett und unsere Couch fanden wir in Bitburg bei einem Secondhandhändler. Dachten wir zumindest. Im Gespräch mit dem Verkäufer stellte sich heraus, dass die meisten Möbel in seinem Haus Fotomodelle sind, die nur für die Fotos für den Onlineshop schon einmal aufgebaut wurden. Preisnachlass dadurch: 60 Prozent und wir bekamen das Sofa einen Tag später geliefert und aufgestellt.
Was auch mal neu sein darf
Ausnahmen machten wir einzig bei der Matratze – und bei Elektronik. Fernseher haben so einen krassen Preisverfall und sind außerdem so unhandlich zu transportieren, dass wir unseren bei Amazon bestellten. Wer dennoch heftig sparen will: Amazon Warehouse bietet Waren günstiger an, die schon einmal zurückgeschickt wurden. Unseren haben wir einige Hundert Euro billiger bekommen, da die Fernbedienung verkratzt ist.
Außerdem stellt es sich deutlich schwieriger als gedacht heraus, genau das gewünschte Geschirr Stück für Stück gebraucht über Ebay zusammenzusuchen. Wir haben es deswegen teilweise neu gekauft.
Ebay für Profis
Pro-Tipp bei Ebay: Den Kasten „Nur anzeigen ->Verkaufte Artikel“ auswählen. So kann man ziemlich genau den Marktwert einschätzen, da man sehen kann für wie viel der Artikel zuletzt verkauft wurde.

Wir sind auf jeden Fall sehr glücklich in unserem neuen Heim und mit unserem neuen Kram. Alles hat eine Geschichte, und wenn man sich die Zeit und Muße nimmt, kann man viel Müll und Geld sparen.
Und: Wir sind sogar mittlerweile dazu übergegangen, Gesuche auf Ebay Kleinanzeigen zu erstellen. Dadurch haben wir für den Garten schon einen Kontakt für Strohballen gefunden – und eine kostenlose Quelle für Pferdemist. Unserem Garten gefällt das.
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