Eigentlich wollten wir an dieser Stelle unser erstes Video von Aussteigern in Spanien posten, bei denen wir vor einiger Zeit gearbeitet haben. Der Schnitt ist sogar schon fast fertig. Aber während wir in einem galizischen Ferienhaus ein wenig aufgetankt haben, hat sich die Lage, wie wir alle wissen, im Laufe der letzten Woche ständig geändert.
Und wenn wir in Spanien krank werden würden?
Helge behält auf Twitter international die Lage im Auge und wir haben immer wieder diskutiert wie wir vorgehen sollten. In Spanien eine ruhige Ecke suchen und die Sache aussitzen?
Doch da machten in Spanien schon die Campingplätze und viele Tankstellen zu. Wir konnten die langen Schlangen vor Supermärkten beobachten, bei denen schon letzte Woche nur immer fünf Personen gleichzeitig rein gelassen wurden. Was, wenn die Freiheit noch weiter beschränkt würde und wir Versorgungsprobleme bekämen? Wenn die Grenzen schließen würden? Und wenn wir dann krank werden würden?
Sicher in der Pampa?
Nachdem klar war, dass ab Sonntag die Grenzen zwischen Frankreich und Spanien dicht sein würde, fuhren wir am Samstag noch mehrere Stunden bis kurz über die französische Grenze. Wir hatten keine Sorge, dass wir im Land feststecken würden, aber keine Lust auf Kilometerlange Staus wegen der Kontrollen.
Schon in den letzten Wochen hatten wir Kontakt zu Mitmenschen auf ein Minimum reduziert, was zugegebenermaßen in der Pampa, im Camper und in der Nebensaison auf freien Stellplätzen einfach ist.
Marathon durch Frankreich
Am Sonntag fuhren wir dann in einer 13 Stunden Tour komplett durch Frankreich. Wir hatten vorher einen großen Respekt vor der Fahrt, da wir normalerweise im Schneckentempo höchstens zwei Stunden am Tag fahren. Doch da die französischen Autobahnen frei waren und wir sehr motiviert waren vor der Grenzschließung Montagmorgen in Deutschland zu sein war die Fahrt relativ entspannt für uns. Wir konnten am Sonntagabend sogar noch einmal günstig in Luxemburg volltanken!
Glück im Unglück
Am Montag tauschten wir im Baumarkt dann noch unsere Gasflasche aus, sicher ist sicher. Wir sind eher die Typen super-vorsichtig und haben schon in Spanien immer mit Desinfektionsmittel rum hantiert. Wir haben schon im Vorfeld immer lieber eine Packung Nudeln zu viel gekauft. Und ja, wir haben sogar noch Klopapier in der Gurke 😀
Dann fuhren wir zu Julias Eltern, die uns dankenswerterweise erst einmal beherbergen. Damit haben wir totales Glück im Unglück, denn die haben in ihrem Voreifeldorf einen großen Garten und eine Einliegerwohnung unter dem Dach. So geht es uns den Umständen entsprechend richtig gut.
Freiwillige Verpflichtung als Gartensklaven
Wir sind es gewöhnt, eng aufeinander zu hocken und können uns beschäftigen. Julias Mama haben wir uns als „Gartensklaven“ angeboten. Das einzige was nervt ist die dauerhaft positive Stimmung der Eltern, der Oma, der Nachbarn, der Kassierer. Hier wird das Motto „es hätt noch immer joot gegange“ gelebt. Es werden eher mal Witze über die Krankheit gemacht, als sie so ernst genommen wie wir es uns wünschen würden. So sagte die Frau bei der Euskirchener Corona-Hotline auf unsere Frage, ob wir uns testen lassen dürften, wir seien in Spanien gewesen: „Na dann hoffe ich als erstes Mal, dass Sie einen schönen Urlaub hatten!“ Und riet uns, „ein bisschen Abstand“ von Julias Eltern zu nehmen.
Andererseits: Da wir damit rechnen, dass die Lage eher noch schlimmer wird, ist eine positive Grundeinstellung wahrscheinlich Gold wert. Oder mit den Worten von Julias Mama zu sagen: „Bange machen gilt nicht!“
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