„Seid ihr hier im Urlaub – oder wollt ihr in Portugal ein Haus kaufen?“ Mit diesen Worten begrüßt uns ein freundlicher älterer Niederländer auf einem kleinen Campingplatz. Er selbst plane, sich seinen Altersruhesitz hier in Portugal zuzulegen. Warum? „Es gibt keinen besseren Ort in Europa. Und ich habe ALLES gesehen.“
Auch uns gefällt Portugal einnehmend gut. Sei es die abwechslungsreiche Natur mit den Steilküsten, den riesigen Stauseen, Korkeichenwäldern und Hügeln. Aber vor allem wegen der Community: Hier wäre man nicht der erste Aussteiger, hier wäre man einer von ganz vielen, hier könnte man wegen allem nachfragen, Leute kennen lernen – und alle Fehler wären schon mal gemacht.
Viele Aussteiger leben in Portugal
Portugal ist im Vergleich zu Deutschland relativ günstig – und es ist wahnsinnig viel auf dem Markt. Die jungen Portugiesen drängt es wie überall in die Großstädte und ins Ausland zu den guten Jobs. Im Gegensatz zu vielen Ausländern finden sie die Vorstellung weniger romantisch, sich mit schwerer körperlicher Arbeit ihren Traum zu realisieren.
Wir trafen hier viele (vor allem) Deutsche, Engländer und Niederländer, die sich für einen Fünfstelligen Geldbetrag ein Stück Land gekauft und es sich nach ihren Wünschen gestalten.
Freiheit – für sich und ihre Kinder
Freiheit – das ist was sie wollen, frei sein von (oft) Schul- und Impfzwang für ihre Kinder, draußen leben, sich ihr Eigenes schaffen. So muss man in Deutschland, will man autark mit Solarplatten Strom erzeugen, zwingend auch Energi einspeisen. Man kann in Deutschland nicht einfach ein kleines Grundstück kaufen und dort seinen Wohnwagen drauf stellen. Es müssen Dinge wie Abwasser, Flächennutzungsordnung berücksichtigt werden.
In Portugal kann man seine Kinder frei zuhause unterrichten, wenn man das will. Man kann Wasser aus der Quelle trinken. Brauchwasser filtern und für den Garten nehmen. Und – solange irgendwann auf dem Grundstück mal ein Haus gestanden hat (Ruine als Beweis reicht), darf man auch darauf bauen. In Portugal kann man ganzjährig Gemüse anbauen und draußen sein, jetzt im Januar/ Februar wachsen in den Gärten Zitronen und Mandarinen. Allein im Sommer wird es phasenweise zu heiß – aber im Sommer könnten wir auch in Urlaub fahren.
„Schmerzensgeld“ für Portugiesen
Wir sind begeistert und versuchen, mit möglichst vielen Menschen in Kontakt zu kommen. Sei es auf der berühmten Pizza-Party, auf der fast mehr Deutsche als Portugiesen feiern. Dirk z.B. erzählt uns, dass die Häuser in Portugal unter Portugiesen nur einen Bruchteil des Preises kosten, für das sie Ausländern angeboten werden. Es gehe viel um Sympathie. Lerne man sich vorher kennen, könne das viel am Preis ändern. Wenn nicht, dann sei der (für deutsche Verhältnisse immer noch wahnsinnig niedrige) Preis eher eine Art Schmerzensgeld.
Was uns jedoch als KO-Kriterium für Portugal erscheint: Es gibt häufig schreckliche Waldbrände und wir hören von einem Pärchen, dass in zehn Jahren schon drei Mal komplett abgebrannt sei. Man sieht jetzt noch überall die verkohlten Reste vom großen Feuer 2017.
Glück im Unglück
Wir treffen eine alleinerziehende deutsche Mutter, die mit ihren drei Kindern als die Flammen kamen gerade noch im Auto flüchten konnte. Schauerlich. Sie sagt: „Es war ein furchtbarer Tag, wir hatten solche Angst. Aber im Nachhinein hat es sich sogar als Glück erwiesen. Denn da alles verbrannt war, waren wir gezwungen, ein Jahr lang draußen direkt in der Natur im Camper zu leben – das war ganz wunderbar.“ Das ist wohl diese Resilienz, von der alle reden.
Emily und Sam aus England erzählen uns, dass die portugiesische Regierung nach 2017 die Gesetze verschärft habe. Man sei aufgefordert, rund um sein Haus alle Bäume zu fällen und auf den Grundstücken Flächen von Gestrüpp frei zu halten.
Wir merken: Wie immer muss man abwägen, was man möchte. Sicherheit wie in Deutschland, wo in 10 Minuten die Feuerwehr da, alles versichert ist und im Notfall Krankenhäuser in der Nähe sind – oder Autarkie, Freiheit und wilde Natur.
2 Comments
kann man jemand besuchen um sich das anzuschauen?
Spannendes Thema! Habe mich schon länger gefragt, weshalb ich immer mehr Vanlifers sehe, die in Portugal sind und bleiben.
Was habt ihr für euch entschieden? Dort niederlassen oder kommt das nicht in Frage?
Wie werden noch ein paar Jahre reisen, aber danach, wer weiss 🙂
Liebe Grüsse,
Patricia
https://ExplorerSouls.com/