Während ich das schreibe stehen wir an der bislang südlichsten Ecke unserer Reise: In Marokko, 250 km vor der Sahara-Wüste.
Seit unserem spanischen Workaway-Abenteuer vor drei Wochen bei Josie sind wir ziemlich schnell gen Süden gefahren. Schon in Nordspanien haben wir erfahren: Wasser ist in Spanien absolut keine Selbstverständlichkeit. Josie war nicht über das öffentliche Netz angeschlossen und hat einen Wassertank der einmal im Monat per Lastwagen gefüllt wird.
Für die Pflanzen hielt sie sich ansonsten mit einer Regenzisterne „über Wasser“. Das hieß für uns: Duschen waren streng auf drei, Waschgänge mit der Maschine auf 30 Minuten limitiert – und Trinkwasser gab es natürlich nur aus gekauften Flaschen.
Viele, viele ausgetrocknete Flüsse
Bei der Fahrt durch Spanien sind wir dann schon auf Höhe von Madrid immer wieder schockiert über die Ödnis, die Versteppung des Landes. Gerade die Provinz Kastilien, die sich auf einer flachen Hochebene in der Mitte Spaniens befindet, sieht aus wie eine Mondlandschaft: Monokulturen, meist Olivenbaum, Olivenbaum, Olivenbaum, dazwischen Gewächshäusermeere, Weinanbau und viele, viele ausgetrocknete Flüsse.
Jeder von uns ein Wasserdieb
Was hat das mit uns zu tun? Jede Menge: Das meiste Obst und Gemüse in Deutschland kommt aus Spanien, 70 Prozent. So findet unbemerkt ein Wassertransfer statt: Bei jeder Gurke, Tomate oder Paprika die wir essen nehmen wir den Spaniern Literweise vor allem Grund-Wasser weg. Wasser, das Jahrtausende brauchte um sich zu sammeln. Wasser, das –leider- endlich ist. Wasser, das Menschen weggenommen wird und für das andere den Preis zahlen (werden).
Wassermelonen in der Wüste
Wo das enden wird? Marokko kommt uns vor wie der Blick in eine gruselige spanische Kristallkugel. Je südlicher wir fahren, desto deutlicher wird: Wo Wasser ist, da explodiert die Natur, sieht es aus wie in einer Oase.
Und auch in Marokko wird Wasser durch die Gegend geleitet – kurz vor der Sahara-Wüste sehen wir sogar Wassermelonen-Felder.
Doch meist ist da kein Wasser, nur Steine, Sand und Ziegen die an dornigen Büschen nagen. Wir fragen uns: Wie können Menschen in dieser lebensfeindlichen Welt überleben? (Unsere These: 2,5 Millionen Marokkaner leben in Europa und überweisen im Jahr rund 5 Milliarden Dollar. Das ist ungefähr die gleiche Höhe wie der Tourismus dem Land insgesamt einbringt – und drei Mal soviel wie die Landwirtschaft.)
Es klingt abgedroschen, aber: Wasser ist Leben. Bei unserer Reise müssen wir so sehr damit haushalten, wir haben nur ungefähr 60 Liter Spül-, Wasch- und Kochwasser an Bord, inklusive Trinkwasser. Das reicht ungefähr eine Woche für uns zwei. Wir müssen immer wieder planen, dass wir nicht auf dem Trockenen stehen, denn anders als in Deutschland ist das Leitungswasser in anderen europäischen Ländern nicht trinkbar.
Zukunftssuche: Haus mit Trinkwasserbrunnen
Wie wertvoll etwas ist, merkt man wohl erst wenn es nicht mehr da ist. Aber andererseits auch, dass man nicht so viel braucht wie man denkt. In Deutschland haben wir ohne nachzudenken wohl genau so viel Trinkwasser am Tag verbraucht wie der Durchschnittsdeutsche: Rund 120 Liter – pro Tag.
Auf unserer Zukunftssuche hat die Verfügbarkeit von Wasser jedenfalls einen sehr hohen Stellenwert eingenommen. Wir könnten uns sogar vorstellen später ein Haus danach auszusuchen ob es einen Trinkwasserbrunnen hat.
Comment
Meiner Meinung nach werden die Kriege der Zukunft um Trinkwasser geführt und das Gold der Zukunft sein. Gute Reise Euch.