In der Schweiz wird man stets mit zwei Themen konfrontiert: Berge und Geld. Berge, weil 60 % des Landes aus den Alpen bestehen. Weil man einfach von überall ein traumhaftes Heidi-Berg-Panorama hat, selbst aus den Städten.
Und Geld, naja, weil alles einfach schweineteuer und das Thema omnipräsent ist.
Benzin geht sogar noch, das ist nur so 30 % teurer als in Deutschland. Aber Lebensmittel? Für eine Schale Heidelbeeren beim Discounter habe ich 4,50 Euro bezahlt, sieben für einen kleinen Latte Macciato. Schweizer sind reich, das merken wir an jeder Ecke.
Sei es in Bern, dem wunderschönen im-Krieg-unzerstörten Bern wo statt großer Ketten die Innenstadt gefühlt zu 80 % aus teuren Secondhand(Vintage!-)läden, bzw. Antiquitätenhändlern, kleinen Designern und schicken Bars besteht. Traumhaft, Julia liebt es sich das anzuschauen– es ist der Kram, den man sich kauft, wenn man sonst schon wirklich alles, alles, alles hat und Geld keine Rolle spielt.
Kein Wunder: in Zürich und Genf sind die Lebenshaltungskosten (als einzige europäische Städte) höher als in New York. Allerdings sind die Durchschnittslöhne auch europaweit am höchsten (72 000 Euro, vgl. Deutschland 44 000 Euro).
Dass wir unsere gewohnten Kosten fast verdoppeln müssen, merken wir auch im Waschsalon wo wir 16 Euro für eine Maschine Wäsche plus Trockner zahlen müssen. Überhaupt, Waschsalon: In Zürich und auch in Bern (immerhin der Stadt des Schweizer Regierungssitzes) gibt es noch jeweils zwei Waschsalons.
Der Lebensstandart der Schweizer ist einfach so hoch, dass dort nur jeder 1000. keine eigene Waschmaschine hat. Blöd für uns und für andere Touristen. Wir fahren eine Stunde in die französische Schweiz, um noch einen Salon zu finden.
Da wir aber preislich schon so eine Vorahnung hatten verpflegen wir uns die Woche in der Schweiz überwiegend von Mitgebrachtem.
Tagsüber suchen wir uns Wanderrouten und genießen das noch überwiegend trockene Wetter. Einmal steigen wir sogar auf einen 995 Meter hohen Berg!
Julias Kopf war noch nie so rosa, aber Helge hat in der Armee gelernt: „Schmerz für den Augenblick, stolz für die Ewigkeit!“ Das stimmt.
Die Schweizer selbst finden wir sehr nett, sie haben die Angewohnheit, verniedlichend –li an alles und jeden zu hängen.
Für uns kommt es trotzdem nicht in Frage hierher zu ziehen. Uns ist das ganze System Schweiz etwas fremd. Es fühlt sich an, als hätten sich Gebiete aus Deutschland, Italien und Frankreich zusammengeschlossen um eine kleine Steueroase zu gründen und bedenkenlos mit allem und jedem Geschäfte zu machen.
Oder was eint sonst das Land, in dem es vier Nationalsprachen gibt: Das Geld? Die Neutralität? Wer mehr darüber erfahren möchte, dem legen wir diesen Beitrag vom Deutschlandfunk ans Herz.
Als wir jedenfalls am ersten Morgen in der Schweiz wandern gehen und mit einer netten Frau ins Gespräch kommen erzählt sie uns, dass sie keinen Kontakt zu französisch- oder italienischsprachigen Schweizern hätte und im Gegenteil Englisch für sie die wichtigere Sprache sei.
Als wir losfahren wollen, läuft sie uns noch einmal hinterher. „Hier für einen Kaffee“, sagt sie – und schenkt uns einen 10 Franken Schein.

3 Comments
Interessant im Heidiland
Die meisten Menschen suchen ihren Lebensmittelpunkt dort, wo sie die besten Arbeitsbedingungen vorfinden. Welche Priorität räumt ihr diesem Aspekt ein? Darüber, und wie ihr euer Unternehmen finanziert, lasst ihr eure Follower im Unklaren.
Hello, danke fuer den Kommentar. Wir planen ein FAQ, da werden wir das beantworten. 🙂