Bevor wir unsere Reise gestartet haben dachten wir immer, dass Deutschland europäisch gesehen ziemlich gut da steht. Exportweltmeister, Made in Germany und so.

Wir waren sehr überrascht zu bemerken, dass Deutschland sich – was unsere Wünsche betrifft – jetzt schon eher im europäischen Mittelfeld bewegt. Dass Deutschland unserer Meinung nach den Zenit überschritten hat und perspektivisch auf dem absteigenden Ast ist. Deswegen haben wir zehn Dinge gesammelt die uns an Deutschland stören und die dazu führen, dass wir wahrscheinlich auswandern werden.
Anreizsystem
Uns nervt es total, dass in Deutschland gutes Verhalten nicht belohnt und schlechtes noch gefördert wird. Beispiele gefällig? Wie wäre es denn, wenn Zucker oder Alkohol auf einmal drei Mal so teuer wären– wie in Skandinavien? Wenn Fleisch wie im Bioladen das kosten würde, was es wirklich kostet – Tierwohl und Schäden der Natur eingerechnet? Wenn wie in den Niederlanden überall maximal Tempo 100 wäre, der Radfahrer König – oder sogar öffentliche Verkehrsmittel kostenlos? Wenn der, der nicht raucht weniger Krankenkassengebühren zahlen müsste? Da wäre Mut zur Veränderung gefragt.
Konservatismus
Doch Veränderungen in Deutschland dauern gefühlt sehr lange, werden über viele Instanzen diskutiert um am Ende auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert zu werden. So haben größere Neuerungen keine Chance.

Leute in der Verantwortung
Wer sitzt in den Chefsesseln? Die Babyboomer. Das Durchschnittsalter der Entscheider in Großkonzernen und im Bundestag ist über 50. In einem Alter indem man sich im Leben eingerichtet hat und keine Lust auf Risiko und Veränderung mehr hat. Beispiel: Die Digitalisierungsthematik.
Netzausbau
Mit Abstand in keinem anderen Land hatten wir so einen schlechten Handy- und Internetempfang wie in Deutschland. Selbst in der Ostlettischen Pampa im tiefsten Wald lief alles problemlos – bei einem Ausflug nach Osnabrück hatten wir teilweise nicht einmal Handynetz. Nicht zu vergessen die Preise – in Schweden kriegt man 100 GB ab 10 Euro im Monat.

Wirtschaft
Deutschland ist sehr abhängig von Maschinenbau und vor allem der Automobilproduktion. Unserer Meinung nach keinen zukunftsträchtigen Bereichen. Es gibt kaum europäische Großtechnologieunternehmen und in Deutschland nur SAP.
Wettbewerb um Talente
In Deutschland wird noch nicht wahrgenommen, dass es international einen Wettbewerb um junge talentierte Menschen gibt. Zum Vergleich: In Estland gibt es eine großangelegte staatliche Werbekampagne um genau solche Leute ins Land zu holen.
Leben in Deutschland
Neben Handynetzabdeckung gibt es noch mehr Dinge, die Deutschland für Ausländer rückständig wirken lassen: Dauerbaustellen auf vielbefahrenen Autobahnen. Dass alles auf Deutsch ist. Die Ladenöffnungszeiten. Dass es kein Uber gibt. Das wirkt alles provinziell und rückständig.
Schulsystem
Wir können uns nicht vorstellen, unsere Kinder in Deutschland in eine öffentliche Schule zu stecken. Während in Finnland schon Erstklässler programmieren lernen, gibt es an vielen Grundschulen ein Tablet. Gefühlt hat sich seit unserer Schulzeit nichts getan.Wir kennen Kinder, die aktuell in der 9. Klasse in Informatik den Umgang mit Powerpoint lernen.
Klima
Über einen langen Zeitraum 35 Grad oder mehr im Sommer sind für uns nicht normal. Wir glauben nicht, dass es sich um einen kurzfristigen Trend handelt, sondern dass sich das Klima fundamental verschieben wird. Das senkt für uns jetzt schon die Lebensqualität.

Natur
Deutsche Natur, das bedeutet Nutzpflanzen und Ausbeutung: Mais- und Kiefernplantagen. Klar, es gibt kleine Oasen, aber kunterbunte Artenvielfalt ist nicht die Normalität. Diese Monokulturen bieten keinen Lebensraum für alle Arten, Unkrautvernichter töten Insekten und Bienen. Normal scheint es zu sein, viel zu viele Tiere in Tier-Konzentrationslagern vegetieren zu lassen und mit deren Fäkalien (Gülle-Dünger“) auf Jahrzehnte unwiederbringlich unser Trinkwasser zu ruinieren.
Dies alles sind Punkte die es uns leicht machen mit den Füßen zu wählen und nach Alternativen Ausschau zu halten.
Comment
Schöne geschrieben liebe Julia 🙂 Ich hätte noch mehr Punkte. Ich suche auch nach einer Alternative für Deutschland. Schweden war mein Favorit, doch auch da gibt es immer mehr negative Veränderungen. Die Natur ist der HAMMER, die Ruhe, ruhige Menschen und die Kultur . Aber einen Job als Deutscher, findet man dort nicht so einfach. Ich hoffe, das ich es dieses Jahr auch schaffe loszukommen. Bin gerade dabei die Wohnung leer zu bekommen. Wir stehen vor großen Verwerfungen in Europa, da ergeben sich neben den ganzen Risiken auch gewaltige Chancen. Aber wie du es beschrieben hast, im eingefahrenen selbstgerechten, selbstgefälligen, arroganten Babyboomer-Deutschland wird alles abgewürgt. 83 Mio. Menschen auf einer Fläche wie Deutschland sind auch viel zuviel. Schweden 10 Mio. und mehr Fläche, gut der Norden ist immer dunkel ;-). Ich glaube in den nächsten 2 bis 3 Jahren ist es das beste nicht in Deutschland zu sein. Jedenfalls wenn man LEBEN möchte. Übrigens, ich bin auch Schweriner wie dein lieber Helge, wohne momentan noch in Wismar.