Wir fahren seit ein paar Tagen durch Brandenburg. Wir wollten dem Bundesland eine Chance geben. Könnten wir hier leben? Es spräche einiges dafür: Nähe zu Berlin, Günstiges Land, wenig Besiedlung gibt es auch hier. Gibt es auch sehenswerte Natur? Dann käme Brandenburg für uns auch als zukünftiger Lebensmittelpunkt in Frage.
Wir fahren von Polen kommend durch kleine Siedlungen mit klangvollen Namen wie „Friedland“, „Leibsch“ und „Siegadel“.
Im Spreewald, wo es schön ist, wo es Seen und Wald gibt, da gibt es zwei Gaststätten im Ort, Campingplätze und Ferienwohnungen.

Leider sind die Seen auf den zweiten Blick so schlammig, dass man keine zehn Zentimeter schauen kann. Und die Wälder sind oft nur entlang der engen Wege aus tollen alten Eichen. Ab der zweiten Reihe herrscht Mono-Kiefernplantage.
Wo es nicht so schön ist und das ist leider meistens so gibt es hektarweise braune abgeerntete Erde. Wie eine Wüste sieht das aus und bei Wind sieht man kleine Tornados aus Staub über das Feld flitzen.

Es gibt keine Blühstreifen. Dafür Windkrafträder, die wie gruselige Stahl-Riesen auf uns hinabschauen. Es gibt kaum Industrie, die Bürger plakatieren ihre Dienstleistungen an ihre Vorgartenzäune. Nagelstudio, Friseur, Versicherungen, Maurer, viele, viele „Landfleischer“.
Einmal sehen wir den Sparkassen-Bus und den Bibliotheks-Bus, der über die Dörfer tingelt. Wir fragen uns, was die Leute hier hält? Oder ob sie so alt sind, wie ihre Gartenzwerge vermuten lassen? Denn: Es gibt nur wenige Supermärkte, kaum Ärzte, offensichtlich wenig Arbeit und den bisher schlechtesten Internetempfang (!!1!!) unserer Reise.
Wir finden kein positives Alleinstellungsmerkmal, aber viele schlechte.
Brandenburg scheint nicht in eine Welt zu passen, in der wir gewohnt sind das alles immer sofort verfügbar ist. Wir hatten aber zumindest gehofft in Brandenburg ein bisschen wildes „Bullerbü“ zu finden. Der Rest hätte sich dann schon gegeben. Aber wir finden kaum richtige Natur, nur ödes Land.
Wären wir Politiker oder Investoren, wir würden kein Geld nach Brandenburg schicken.
Wozu? Viel zu teuer. Die Grünen werben hier mit dem Plakatspruch: „Tschüss Blechlawine, hallo Radwege“. Die AFD schreibt „Wir sind das Volk“.
Wir fahren am „Faulen See“ und am Örtchen „Müllrose“ vorbei. Und denken uns, dass wir verstehen, warum die Leute frustriert und wütend sind, sich abgehängt fühlen und AFD wählen.
Es wird ihnen aber leider auch nichts nutzen.
PS: Potsdam dagegen sticht so heraus und hat uns wirklich geflasht: Was für eine schöne Stadt!