Warum wir schweren Herzens unsere Spielekonsolen verkauft haben.
Wir spielen beide gerne, Helge am PC oder an der Playstation und ich mit meiner Switch. Eben habe ich meine Nintendo Switch zu Serkan gebracht, dem Elektronikfachhändler unseres Vertrauens.
„Dieser Weg wird kein leichter sein.“
Wir mögen beide Spiele mit schönen großen Landschaften. Ich liebe zum Beispiel Zelda. Ich war instant süchtig, als ich mir das Spiel letztes Frühjahr gekauft habe. Die Welt ist riesig und wunderschön und frei. Man kann auf Bäume klettern und Äpfel pflücken. Schwimmen und Fische fangen. Pferde zähmen. Auf Berge steigen und mit einem Segel hinunter schweben. Bösewichte besiegen, Schätze finden, Freundschaften schließen. Handeln, sammeln, Rätsel lösen. Es ist witzig, herausfordernd und total abwechslungsreich. Allein zu KOCHEN macht mega Spaß. Über 130 Gerichte gibt es und fast alle muss man selbst herausfinden. Indem man wild bis zu fünf Zutaten kombiniert.
Meine größten Erfolge…. … hab ich sogar abfotografiert um vor meinem Bruder damit zu protzen. 😀
Ich hab das echt hunderte Stunden gespielt und hätte sogar noch länger, wenn Helge mich nicht abgehalten hätte. Es entspannt total nach einem stressigen Tag auf der Arbeit und lenkt ab von allen Gedanken und ich könnte mich jeden Tag Stunden damit beschäftigen.
Das will ich nicht mehr.
Gestern haben wir den Blink des Tobias Beck Buches gehört. Er sagt: „Versuche jeden Tag die beste Version deiner Selbst zu sein.“ Er hat Recht. Wenn ich spiele, sitze oder liege ich im Grunde nur rum und vertrödel das kostbarste, was ich habe: meine Zeit.
Schlimmer: Ich tue überhaupt nichts Gutes. Wäre ich draußen und würde selbst erkunden, rumlaufen, fremde Menschen ansprechen wäre das so viel nachhaltiger. Für all meine Sinne. Und meine Glückseeligkeit. Auf dem Rückweg von Serkan haben wir darauf geachtet: Wie es im Schatten direkt kälter ist als in der Sonne. Wie der junge Mann an der Bushaltestelle zart nach Aftershave riecht. Wie der Wind sich auf der Haut anfühlt.
Zocken an der Spielekonsole hat was von Drogen nehmen.


Man betäubt sich. In dem Moment ist das vielleicht cool um schnell und easy runter zu kommen. Ohne raus zu gehen oder Yoga zu machen oder sich mit seinen Gedanken zu beschäftigen. Aber nachher ärgert man sich: Was hätte ich alles Wertvolles mit meiner Zeit anfangen können! (Wir kennen sogar jemanden, der in seiner Freizeit Chinesisch gelernt hat! Hätte ich die 600 Stunden Stardew Valley mal so investiert….)
Der Minimalist Jacob Lund Fisker vergleicht Spielekonsolen mit dem Fernseher und meint, dass beides vor allem dazu geeignet ist, uns davon abhalten, Lebensziele zu haben:
„Als das Fernsehen erfunden wurde, hielt man es für eine großartige Gelegenheit, um schnell die Massen zu erreichen. Ironischer weise stellte sich jedoch heraus, dass das Fernsehen viel besser dazu geeignet ist, um Menschen vom Lernen abzuhalten. Tagsüber kümmern sich Arbeitnehmer um ihre Arbeit. Abends vegetieren sie vor dem Fernseher
und verhindern so, dass sie sich bewusst mit ihrem Leben beschäftigen.
Tatsächlich überwiegen die stillen Straßen umso mehr, je mehr man sich den Vierteln der Mittelklasse nähert. Alles, was Sie am Abend sehen, sind leere Straßen mit einem schwachen blauen Farbton, der hinter den Vorhängen jedes Hauses hervorkommt.“
http://earlyretirementextreme.com/day-8-get-engaged.html
Der Gedanke hat was von Marx` „Opium fürs Volk“. Kann man so machen, das geht bestimmt auch noch einige Zeit gut.
Statt auf Spielekonsolen zu starren wollen wir lieber lesen, lernen und unsere Zeit auf Erden genießen. Und: Die beste Grafik hat nun mal das Leben. (Noch.)
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